Manuel Blum

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Fachkräftemangel

Bis dato ist mir noch kein Widerspruch begegnet, wenn ein Mangel an (Fach)kräften konstatiert wird.

Nun ist es für viele Problemstellungen hilfreich eine Anamnese durchzuführen und mögliche Erklärungshypothesen als Startpunkte zur Ableitung von Maßnahmen zu finden. Aus meiner Sicht gibt es deren drei:

Die erste Hypothese beschreibt man am besten mit dem vielleicht schon bekannten Witz: „Es gibt einen Porschemangel in Österreich. Ich suche einen Porsche um € 2.000,00 und finde keinen.“

Damit will ich sämtliche falschen Erwartungshaltungen subsumieren. Unrealistische (oder gar keine) Gehaltsangaben bzw. andere Rahmenbedingungen wie zum Beispiel zehn Jahre Berufserfahrung für eine Software, die erst drei Jahre existiert (true story!). Aktuelle Stellenausschreibungen wirken oft antiquiert und schrecken viele Bewerber gleich zu Beginn ab, da sie offensichtlich unrealistisch oder nichtssagend sind. „Suchen loyalen, teamfähigen, adjektiv adjektiv adjektiv Mitarbeiter.“ Bin gespannt, wann ich das erste Stelleninserat sehe, dass einen „Gegenarbeiter“ sucht.

Die zweite Hypothese ist ein Faktor, den ich gerne als „die Rache des Produkts“ bezeichne. Gerade Unternehmen mit einer agilen Denkweise neigen dazu, sehr kurzfristig zu planen. Was zum Beispiel in der Softwareentwicklung zum Teil ein Segen sein mag, ist im Sinne einer strategischen Personalentwicklung völlig unzureichend. In Gesprächen, wo es um heißbegehrte Softwareentwickler geht, hat der Autor selbst Sätze wie diesen gehört: „Wir nehmen generell keine HTLer, die können zu wenig und wir haben keine Zeit Leute einzuschulen.“ Nun gut, das ist zu akzeptieren, wo jedoch die zukünftigen Mitarbeiter herkommen sollen, bleibt mir als Außenstehendem schleierhaft.

Die ersten beiden Probleme sind meines Erachtens hausgemacht und

bedürfen eines Umdenkens in den jeweiligen Unternehmen, werden aber nur durch eine andere Haltung erst behandelbar. Heutzutage müssen sich Unternehmen um gute Mitarbeiter bewerben und nicht umgekehrt. Aus dieser Ecke ist somit ein Jammern bezüglich „Fachkräftemangel“ gegenstandslos, weil selbst (mit)verschuldet.

Der dritte und womöglich größte Faktor ist jedoch ein ganz anderer: die Digitalisierung. „No shit Sherlock“ werden jetzt manche denken, aber ich bin in der Tat überzeugt, dass wir als Gesellschaft noch nicht verstanden haben, wie groß die Umwälzung wirklich ist. Ich bin der Meinung, dass die Digitalisierung größere Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben wird, als es die Industrialisierung hatte. Dies sollte uns einerseits Druck nehmen, da die Situation eine Dimension hat, die sich unseres direkten Einflusses definitiv weitgehend entzieht und andererseits ermutigen, auf unsere großen Institutionen einzuwirken, da kleine Adaptierungen nicht reichen werden – es braucht nicht weniger als einen neuen Gesellschaftsvertrag. Durch das Aufkommen der Industrialisierung hat es 150 bis 200 Jahre gedauert in denen massive Umwälzungen und soziale Verwerfungen langsam in ein neues System gegossen wurden. Kein Stein blieb dabei auf dem anderen. Machtverhältnisse wie die Monarchie und der Adelsstand wurden umgeworfen, während durch Maria Theresia ein neues Bildungssystem und durch Otto Bismarck ein neues Steuersystem geschaffen wurde. Das Schulsystem selbst gleicht einer Fabrik. Menschen werden nach Jahrgängen sortiert und in gewisse Schachteln gepackt. Es wird generell ein stärkerer Fokus auf soziale Konformität gelegt als auf andere Faktoren. Ein heutiger ECTS ist in der Definition 25 Echtstunden á 60 Minuten Arbeitsaufwand für Studierende. Es wird somit also ein Zeitmaß für höhere Bildung verwendet – ganz im Sinne der alten Logik.

Wir versuchen also mit einem Bildungssystem, dass im Wesentlichen von Maria Theresia stammt und einem Steuersystem aus Bismarcks Feder die Auswirkungen der Digitalisierung im 21. Jahrhundert zu managen – da bleibt mir nur „toi toi toi“ zu wünschen…

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